1 Besser als die letzten Jahre – und höchste Zeit

Es geht sportlich weiter: siroop musste aufgeben, Galaxus ist auf Rekordkurs – zumindest was die Neuigkeiten und die Investitionen angeht. coop@home hat mit seinen Frischetheken die Leistungsführerschaft im Lebensmittel- E-Commerce übernommen, Le Shop sucht nach einem Trainerwechsel nach den Erfolgsfaktoren für morgen. Überall wird geschaut: Was läuft gut, was muss verbessert werden? Auf einen Dreijahreszeitraum gesehen war es im Studienpanel nur noch ein Unternehmen, das online eine negative Umsatzentwicklung hatte, 2016 waren es noch sieben. Bekanntlich sind die Onlineumsätze aber in all diesen Jahren deutlich gewachsen. Dass einige Anbieter hinterherhinkten, lag daran, dass Korrekturen am Geschäftsmodell, am Portfolio oder an der Organisation notwendig waren. «Endlich haben wir den Umsatz von 2015 wieder erreicht», tönt es in einem Interview erleichtert. In vielen Firmen konnten die Früchte der einige Jahre zuvor getroffenen Massnahmen eingefahren werden. Oder besser gesagt, die Früchte wurden sichtbar, denn dass E-Commerce-Unternehmen Erträge abschöpfen, dürfte die grosse Ausnahme sein. 30 von 34 Befragten glauben ohnehin, dass in ihrer Branche viele E-Commerce- Anbieter rentabilitätsseitig noch nicht in einer stabilen Position sind.

Im Durchschnitt betrug das Onlinewachstum im Studienpanel im letzten Jahr 16 %, auch das ist besser als in den Vorjahren. Bei den Multichannel-Anbietern erreichte im Dreijahreszeitraum nur die Hälfte eine insgesamt positive Umsatzentwicklung. Und eine Trendwende ist für sie nicht abzusehen. 50 % entspricht auch der Überlebenschance, die Prof. Dr. Thomas Rudolph von der Hochschule St. Gallen den etablierten Anbietern im Detailhandel in den kommenden zehn Jahren gibt [4].

Allen Studienteilnehmern, auch den reinen E-Commerce- Anbietern, ist klar, dass die digitale Transformation ihrer Branche noch lange weitergehen wird (Abb. 2). Fast 40 % erachten es zudem als nicht wahrscheinlich, dass ihr Geschäftsmodell im Jahr 2025 dem heutigen noch weitgehend entspricht. Dementsprechend intensiv ist die Suche nach dem passenden Platz in den Märkten der Zukunft und nach neuen Erlösquellen. Viele glauben, es sei auch ein Rennen gegen die Zeit, denn es werde immer schwieriger, sich neu zu positionieren (Abb. 3). Wo erfolgversprechende Ideen da sind, wird meistens auch investiert. Vorausgesetzt, die Mittel sind da: Ein Gesprächspartner musste hinnehmen, dass die Mittel für seinen stark wachsenden Onlinebereich gekürzt wurden, weil es im Unternehmen in den Filialen gerade so schlecht läuft.

Auf die Handelswelt kommt in den nächsten zehn Jahren noch enorm viel zu. Das wird revolutionär sein. Urs Schumacher, Le Shop

Ex Libris als Blaupause für den Handel? Für alle Unternehmen, die mit vergleichbaren, physischen Produkten handeln, kann das sein. Daniel Röthlin, Ex Libris

Gratislieferungen im Lebensmittel-E-Commerce schlagen ein wie eine Bombe, das haben wir selbst gemerkt. Das kann den Markt umdrehen und viel mehr Leute online bringen. Tobias Schubert, Farmy

15 % Onlineanteil ist die Schwelle, an der das Wachstum erst richtig losgeht. Aber auch in Zukunft wird es in allen Sparten erfolgreiche stationäre Händler geben. Marc Huber, Jelmoli

Wenn es Fairtiq gelingt, sich im automatischen Ticketing dauerhaft durchzusetzen, würde die Branche im Einzelticket-Geschäft die Kundenschnittstelle an einen Branchenexternen verlieren. Markus Basler, SBB

Der E-Commerce-Anteil in der Reisebranche könnte sich bis 2025 auf 60 % verdoppeln. Michael Maeder, Switzerland Travel Centre

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